Die Kontraste sind atemberaubend: 1400 Grad heißes Eisen fließt durch die offene Leitung, Funken fliegen, tonnenschwere Gussformen werden befüllt. Es zischt, knallt, die Luft wabert in der Hitze, während die teils meterlangen Gussstücke für den Maschinen- oder Werkzeugbau entstehen. Nur wenige Zentimeter groß sind hingegen oft die Modelle, die Gießer Johannes Morzinietz von den Künstlern erhält.
Häufig aus Ton geformt, sollen sie in Eisen oder anderen Metallen gegossen werden. Während im Hintergrund leise Musik läuft, fertigt Morzinietz die Gussformen: aus Wachs oder Silikon, als Keramikform oder Schamottblock. Eine diffizile Arbeit, die Fingerspitzengefühl verlangt. Die Remchinger Gießerei Karl Casper ist ein Unternehmen, das seine Besucher in Staunen versetzt – so auch die beiden Leser-Gruppen, die Seniorchef Till Casper durch die „Weiße Gießerei im Grünen“ führte.
Dem Unternehmer in der vierten Generation ist gerade der Kunstguss, obwohl er nur rund vier Prozent des Gesamtbetriebs ausmacht, ein besonderes Anliegen. Casper ist passionierter Kunstsammler und -kenner, pflegt gute Kontakte zu Bildhauern, die eng mit der bereits 1877 in Pforzheim gegründeten Gießerei verbunden sind. Da finden sich dann Arbeiten von Bildhauer-Größen, wie Tony Cragg, oder Lokalmatadoren, wie René Dantes, gerade in den letzten Zügen der Fertigstellung. Denn vom Guss über das Polieren oder Patinieren bis hin zur Montage und Aufstellung liegt alles in einer Hand. Für Michael Sandle hat Casper schon gearbeitet, für Katja Strunz und Anselm Reyle. Günther Förg, Otto Hajek und der Japaner Hiromi Akiyama waren Kunden. Stolz zeigt Casper den PZ-Lesern die vielen Maquetten, jene kleinen Bildhauer-Modelle, die heute rund um den Globus in Originalgröße zu finden sind.
Till Casper hatte vor kurzem die Patenschaft für den Bildhauer Hermann Föry (1879–1930) im Rahmen des „artandmemory“-Projekts von Kunsthistorikerin Regina Fischer übernommen, die die Lesergruppen kenntnisreich und kurzweilig in die Geschichte des Kunstgusses einführte.
Artikel auf pz-news.de
Autor: Sandra Pfäfflin
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