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Käthe Loewenthal

* 27. März 1878 † 01. Januar 1942

Als Käthe Loewenthal 1941 ihre Wohnung verlassen und in eine „Judenwohnung“ in Stuttgart-Kaltental umziehen muss, übergab sie eine Mappe mit Zeichnungen, Pastellen, Aquarellen, Gedichten und Briefen dem 11-jährigen Sohn ihrer ehemaligen Haushaltshilfe – so wurden Teile ihres Schaffens vor der Vernichtung bewahrt. 
Das Werk von Käthe Loewenthal, soweit es erhalten ist, zeugt von einer großen Begabung und künstlerischer Kraft. Lebensnahe und charakteristische Portraits, erstaunlich moderne Stilleben und Landschaften in berauschender Farbigkeit lassen die Qualität erkennen. Als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit gelang es Käthe Loewenthal von ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Neben den Auftragsarbeiten sind eine Reihe spontaner Skizzen und Aquarelle, oder Pastellzeichnungen von Baumgruppen und Landschaften u.a. von Hiddensee erhalten. 

Vita

  • 1878
  • Am 27. März wird Käthe Loewenthal als Älteste von 5 Töchtern des Universitätsprofessors Dr. Wilhelm Loewenthal und seiner Frau Clara in Berlin geboren. Die Familie lebt in Genf, Lausanne, Paris, Belgrano (Argentinien) und Berlin, wo der Vater an den jeweiligen Universitäten arbeitet.

  • 1890
  • Übersiedelung der Familie nach Bern. Das aus einer jüdischen Familie stammende Mädchen freundet sich mit einer protestantischen Pfarrersfamilie an. Sie lebt bei dieser Familie, lässt sich taufen und konfirmieren. Während dieser Zeit lernt sie auch die Werke des Berner Malers Ferdinand Hodler kennen.

  • 1892
  • Rückkehr nach Berlin.

  • 1895
  • Abschluss der Höheren Schule. Schon während der Schulzeit zeigt sich das künstlerische Talent von Käthe Loewenthal. Sie ist entschlossen Malerin zu werden. Unmittelbar nach ihrem Schulabschluss beginnt sie ein Studium bei Ferdinand Hodler.

  • 1897
  • Beendigung des Studiums bei Hodler. Käthe Loewenthal malt später ihre Gebirgslandschaften fast ausschließlich im Berner Oberland. Mehrere Auslandsreisen. In Paris lernt Käthe Loewenthal den Maler Leo v. König kennen, der vor allem als Portraitmaler berühmt wurde. Sie folgt ihm nach Berlin, um bei ihm in der von ihm gegründeten private Malschule weiter zu studieren. Es entstehen Akte, Tierstudien und Portraits.

  • 1900
  • Im September Unterricht in der von Hans Müller-Brauel, nach dem Muster von Worpswede gegründeten, vor allem von Frauen besuchten, Malschule Zeven, bei dem Heidemaler Wilhelm Feldmann.

  • 1902
  • Italienreise mit ihrer Schwester Susanne, die ebenfalls Malerin wurde. Beginn der Freundschaft mit Erna (Raabe) Freiin von Holzhausen.

  • 1904
  • Beendigung der Studienzeit bei Leo v. König.

  • 1905
  • Käthe Loewenthal arbeitet als freischaffende Künstlerin in München. Sie wird außerordentliches Mitglied im Künstlerinnen-Verein München und unternimmt zahlreiche Reisen ins Berner Oberland. Das Berner Oberland wird neben der Ostseeinsel Hiddensee das hauptsächliche Thema ihrer Landschaftsbilder.

  • 1909
  • Umzug nach Stuttgart. Käthe Loewenthal wird Mitglied im Württembergischen Malerinnenverein.

  • 1910 - 1914
  • Studium an der Königlich Württembergischen Kunstschule Stuttgart in der von Adolf Hölzel geleiteten „Damenmalklasse“. Sie hatte Hölzel vermutlich bei seinen Sommerkursen in Dachau kennen gelernt. Neben Portraits entstehen auch viele Landschaftsbilder, die den Schwarzwald, die Schwäbische Alb, das Neckartal und den Taunus zum Gegenstand haben. Sie bewohnt eine Atelierwohnung im Vereinshaus des Württembergischen Malerinnen-Vereins.

  • 1912
  • Käthe Loewenthals Schwester Susanne Ritscher, ebenfalls Malerin, erwirbt ein altes Fischerhaus in Vitte auf Hiddensee, einer kleinen Insel vor der Westküste von Rügen. Die Familie trifft sich hier bis zum Beginn der NS-Verfolgung regelmäßig im Sommer. Käthe Loewenthal erschafft hier eine Vielzahl von Bildern, die das Meer, die Küste und die Landschaft von Hiddensee zum Gegenstand haben. Diese Bilder bilden in ihrer Gesamtheit das Gegenstück zu denen aus dem Berner Oberland.

  • 1914
  • Ihr wird nach Abschluss des Studiums von der Stadt Stuttgart ein Atelier in der Ameisenbergstraße zugeteilt, wo sie bis zum Malverbot 1934 arbeitet.

  • 1914 - 1934
  • Käthe Loewenthal arbeitet als freie Malerin. Sie bestreitet ihren Lebensunterhalt u.a. als Portraitmalerin. Sie ist mit ihren Arbeiten auf verschiedenen Ausstellungen vertreten, u.a. auf denen der Stuttgarter Sezession (deren Mitglied sie ist) und im Münchner Glaspalast.

  • 1934
  • Malverbot, da Käthe Loewenthal nach den NS-Gesetzen als Jüdin gilt. Sie kann an keinen Kunstausstellungen mehr teilnehmen und keine Bilder mehr verkaufen. Ihr städtisches Atelier wird gekündigt und sie selbst aus dem Württembergischen Malerinnenverein ausgeschlossen. Damit wird ihre Tätigkeit als freiberufliche Malerin jäh beendet.

  • 1935 - 1941
  • Letzte Reise in die Schweiz nach Grindelwald im Berner Oberland. Ein Leben unter immer größer werdenden Einschränkungen; sie wird heimlich von einigen Menschen unterstützt, u.a. der Stuttgarter Künstlerfamilie Dondorf und ihrer ehemaligen Putzfrau Marie Nothdurft.

  • 1941
  • Käthe Loewenthal wird ihre Wohnung in der Stuttgarter Ameisenbergstraße gekündigt. Sie wird in eine „Judenwohnung“ in Stuttgart-Kaltental umgesiedelt. Eine Mappe mit ca. 250 Pastellen, Graphiken und Aquarellen (ihre „Testamentmappe“) wurde kurz vor dieser Zwangsumsiedelung von dem 11jährigen Walter, dem Sohn von Marie Nothdurft zur Familie Dondorf gebracht und dort bis zum Ende des Dritten Reiches versteckt.

  • 1942
  • Im Februar wird Käthe Loewenthal in das zu einem Sammellager umfunktionierte jüdische Altersheim in Weißenstein (Lkrs. Göppingen) umgesiedelt. Von dort wird sie in das von Deutschland besetzten Polen deportiert und im Todeslager Izbica bei Lublin ermordet.

  • 1943
  • Der größte Teil ihres Werkes, das der Stuttgarter Malermeister Kämmerer in seinem Lager versteckt hat (neben Bildern von Schlemmer und Baumeister) wird bei einem alliierten Bombenangriff zerstört.

  • 1945
  • Die erhalten gebliebene Mappe mit den ca. 250 Werken wird nach der Befreiung Käthe Loewenthals Schwester Susanne Ritscher übergeben. Diese hatte in von Freundinnen/Freunden organisierten Verstecken, u.a. in einem Ferienhaus der Familie Dondorf bei Zwiefalten (Schwäbische Alb) die Verfolgung überlebt.
    Deren Tochter Dr. Ingeborg Leuchs hat das verbliebene Werk ab 1969 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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Ausgewählte Arbeiten

Bild 3 Die Hucke auf Hiddensee (1) Portrait 8 Rosenstrauss in Vitte Sonnenlandschaft mit Kiefern

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