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Wolfram Aichele (WOLFRAM)

  • * 29. April 1924
  • † 09. Juni 2016
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Wolfram Aichele (WOLFRAM)

PZ-Leser besuchten mit Regina Fischer das Atelier Erwin Vetter

27/08/2012

Pforzheim. Es ist ein Leben, ein Schicksal, das Pforzheim-typischer kaum sein könnte: Erwin Vetter, Sohn einer im Goldschmiede-Umfeld tätigen Fabrikantenfamilie, lernt in den 1910er- Jahren in der kunstgewerblichen Werkstätte der Brüder Paseka das Ziseleur- und Stahlgraveurhandwerk, während er gleichzeitig die Klassen der Professoren Joho, Wolber und Müller-Salem an der Kunstgewerbeschule besucht.

Der Erste Weltkrieg bedeutet Kriegsdienst, den er glücklicherweise unversehrt übersteht. Vetter will Bildhauer werden, macht – ganz bodenständig – bei einem Steinmetz sich mit dem Handwerk vertraut, ehe er im Jahr 1920 sein Studium an der Landeskunstschule Karlsruhe aufnimmt.

Schnelle Erfolge

Sein künstlerischer Stern ist schnell im Steigen: Der Kulturminister kauft die Plastik eines Frauenkopfes an, der junge Bildhauer wird mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, erhält öffentliche und private Aufträge. Doch dann unterbricht die Weltwirtschaftslage ein weiteres Mal den so hoffnungsvollen Karrierestart: Von 1924 bis 1925 arbeitet Vetter als Graveur in einer lithographischen Anstalt in Buenos Aires.

Als 25-Jähriger kehrt er für drei Jahre zurück an die Karlsruher Akademie, beendet sein Studium bei Professor Kurt Edzard und macht sich als freischaffender Künstler im Atelier in Weißenstein selbstständig. 1931 erhält er ein Staatsstipendium, 1932 den Staatspreis. Hat sich Vetter bei seinen bildhauerischen Arbeiten zunächst noch an Rodin und Maillol orientiert und seinen figürlichen Darstellungen eine stark strukturierte, bewegte Oberfläche verliehen, so beginnt nun für ihn die künstlerische Phase der Reduktion. Kompakte Körpermassen treten in den Vordergrund, wie bei der ästhetischen Bronzefigur „Jenny“ von 1930. Vetter ist ein hochbegabter Zeichner, einer der genau beobachtet und mit sicherem Strich bei seinen Bildhauerstudien den wesentlichen Ausdruck festhalt.

Doch dann zieht die braune Gefahr herauf. Erwin Vetter gerät ins Abseits, kann mit der Nazi-Ideologie so gar nichts anfangen. Schließlich am 23. Februar 1945 der Schicksalsschlag: Die Existenzgrundlage der Familie wird beim Angriff zerstört. Und die künstlerische Karriere des hoffnungsvollen Bildhauers endet abrupt: Er muss den Familienbetrieb wiederaufbauen. Brot ist wichtiger als Kunst.

Neun Jahre später muss Vetter nach einem Herzinfarkt ein weiteres Lebenskapitel aufschlagen. Statt der körperlich anstrengenden Bildhauerei steht er nun an der Staffelei. Und ringt – mit sich, mit den Farben, mit den Sujets. Vom dreidimensionalen Raum auf die zweidimensionale Fläche umzusteigen, dieser Schritt fällt dem Pforzheimer nicht gerade leicht. Doch er bleibt sich und seiner Kunst treu: Wie schon bei der Bildhauerei beschäftigt ihn die Umsetzung einer realen Vorgabe in eine neue, plane Wirklichkeit. Seine Landschaften sind bewusst ohne vorgespielte Tiefe, leben in den 1960er- und 1970er-Jahren von starker Konturierung der Flächen und intensiver Farbigkeit.

Eigenständige Farbwelten

„Die Farbe entwickelt einen Eigenwert, bleibt nicht an den Gegenstand gebunden“, schildert Kunsthistorikerin Regina Fischer, die eine Gruppe von PZ-Lesern durch ehemaliges Atelier und Garten in Weißenstein führt. Gebannt lauschen die Kunstfreunde dieser Lebensgeschichte, die vielen so vertraut klingt. Und die ein versöhnliches Ende findet. Denn aus den heiteren klaren Farben, die Vetter in den späten Werken vor seinem Tod im Jahr 1986 verwendet, sprechen Lebensfreunde und Einklang mit der Natur.

Und diese heitere Stimmung der Bilder überträgt sich auch auf die begeisterten PZ-Leser, die nicht nur die Kunsthistorikerin, sondern auch den Sohn des Künstlers, Erich Vetter, mit Fragen löcherten und die schöne Atmosphäre und die opulente Bewirtung im Atelier und im Garten des Anwesens genießen.

 Atelier Erwin Vetter

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